Vom Newborn-Kitsch zum Minimalismus
- Tina
- 9. Juni 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aller Anfang ist schwer. Und da wird mir wahrscheinlich jeder kreativer Kopf zustimmen - seinen Weg und vor allem seinen eigenen Stil muss man erst einmal finden. Und ich würde auch nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich schon am Ende meiner Suche angekommen bin. Das ist eher ein fließendes Konzept.
Begonnen habe ich mit der klassischen Neugeborenenfotografie. Mit allem was dazugehört. Hintergründe in diversen Holzlooks (mal realistisch, mal weniger realistisch), Körbchen in allen Größen, Formen und Farben, Deckchen und Wraps ich noch mehr Farben und Texturen, Minikleidchen, Minihaarbändchen, Minideckchen, Minikuscheltiere... alles in mini. Und alles ganz schön plüschig.
Ich finde dieses Auge für Dekoration, Farbabstimmung und Zusammenspiel bei einigen Negeborenenfotografen bewunderswert. Da stimmt einfach alles. Das Baby ist perfekt drapiert, die Hände sind makellos gefaltet, die Füße elegant in einem Tuch verschlungen, die Pose ist elfenhaft, die Neugeborenen-Haut ist rein wie eh und je. Wahnsinn.
Fernab der Realität, aber engelsgleich.
Und genau das passt nicht zu mir. So bin ich nicht. Ich bin weit entfernt von plüschig. Also war das definitiv nicht meine Fotografierichtung. Obwohl ich merkte, dass ich unheimlich gern mit Neugeborenen, Babys und deren Familien gearbeitet habe. Na immerhin stimmte schon einmal die Zielgruppe.
Es wurde Weihnachten. Und überall hörte ich: "Also wer als Fotograf das Weihnachtsgeschäft nicht mitnimmt, der ist selbst daran schuld." Richtig, leuchtet ein. Also wieder: Hintergründe in allen Formen und Farben, Weihnachtsdeko soweit das Auge reicht, Kunstschnee (in meinen Augen wirklich der absolute Endgegner) und eine angemietete Wohnung für die zeit der Shootings.
Es hat Spaß gemacht. Wirklich. Wir haben Glühwein getrunken, Plätzchen gegessen, Weihnachtsmusik gehört und nebenbei Weihnachtsbilder gemacht. Aber so richtig meins war es eben auch nicht. Immer wieder "und bitte lächeln". Dann die geposten Bilder. Also auch nicht das richtige für mich.
In dieser Zeit schrieb mich eine Frau an und fragte, ob ich ihre Familie nicht bei sich zu Hause fotografieren könne. Klar, warum nicht. Ich habe schon viele Familien zu Hause fotografiert. Aber diesmal war es anders. Ich habe mir einfach keinen Kopf gemacht, wie ich die Familie anweisen kann. Ich hab es einfach gelassen. Das wirkte im ersten Moment komisch. Ist ja auch ganz klar - immerhin kommt ein wildfremder Mensch zu einem nach Hause, macht Fotos und sagt nicht einmal, wie man gucken soll. Aber ganz schnell wurde das irgendwie ganz normal. Wir haben gequatscht, gelacht und ich habe die Eltern einfach mal mit ihrem Sohnemann machen lassen. Und das hat sich gut angefühlt.
Seitdem versuche ich meine Richtung der Fotografie einfach weiter auszubauen. Habe viele Familien zu Hause besucht, sie ihr Ding machen lassen, und ganz persönliche Momente eingefangen. Nur zwischen den Eltern und den Kindern.
Und so langsam habe ich das Gefühl meinen Weg gefunden zu haben. Ich bin natürlich noch nicht am Ziel angekommen. Aber kommt man das denn je? Naja, immerhin stimmt die Richtung.
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